"In einem vom Thema her ebenso schlüssigen wie abwechslungsreichen und attraktiven Programm zeigt sich das Duo Munoz-Butt einmal mehr inspiriert und spontan in seinen Interpretationen. Das kommt ganz besonders der neuen Komposition zugute, The Bird Fancyer’s New Delight des kanadischen Komponisten David Braid, die nicht nur technisch gut gemacht ist, sondern auch musikalisch viel zu sagen hat. Das 2023 entstandene Werk fußt auf der um 1715 entstandenen musikalischen Anthologie des englischen Komponisten, Musikverlegers und Instrumentenbauers John Walsh, der eigene Kompositionen und solche von Komponisten wie Purcell, Hotteterre, Rameau und Monteverdi vereinte, in denen Vogelstimmen nachgeahmt wurden.
Im Booklet-Text steht: « Braid hat aus dieser Sammlung fünf Melodien ausgewählt und daraus ein neues, fünfteiliges Stück komponiert, indem er die ursprünglichen Themen kunstvoll verfremdete. So wurde etwa das Thema des Kanarienvogels im darauffolgenden zweiten Satz durch einen speziellen Effekt, bei dem die Flöte mit der Resonanz des Klaviers spielt, in eine Klangsphäre überführt, die eine unheimliche Aura aus Raum und Isolation erzeugt und so auf die beklagenswerte Situation des Vogels hinweist. Dieser zweite Satz ist denn auch mit Canary PTSD (dt. Kanarienvogel Posttraumatische Belastungsstörung) überschrieben. Das Thema des Programms, Freiheit versus Mangel an Freiheit, gelangt hier direkt und erschütternd zum Ausdruck. »
Die Stücke von Mel Bonis und Clara Schumann werden sehr feinfühlig und ausdrucksvoll gespielt, wobei ich ausdrücklich auch auf das sensible Spiel der Pianistin hinweisen muss.
Amy Beachs romantische Sonate in a-Moll aus dem Jahre 1896 wurde ursprünglich für Violine geschrieben. Das Duo Munoz-Butt benutzt nicht die Transkription von Alexa Still, sondern eine eigene Bearbeitung.
Der erste Satz ist lyrisch und mündet in ein quirliges kapriziöses Scherzo mit einem meditativen piu lento-Abschnitt. Mit der Bezeichnung con dolore eröffnet das Klavier das Largo, das aber auch leidenschaftlichere Momente enthält. Das drängende, spätromantische Finale wird mit viel Erregtheit gespielt, worauf das schlichte melodische Lied ‘Ich wandre durch Theresienstadt’ der von den Nazis ermordeten Ilse Weber das Programm bewegend beschließt, weil die beiden Interpreten die Melodie nicht einfach durchspielen, sondern sie mit Zögern und Stocken zu einem ungemein beeindruckenden Werk machen."
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