"Seit früher Kindheit zeigte Carmen Stefanescu eine tiefe Liebe zur klassischen Musik. Schon als kleines Mädchen war sie von den Beethoven- und Mozart-Platten fasziniert, die ihre Mutter – damals als Tontechnikerin beim Rundfunk in Bukarest tätig – nach Hause brachte. Bald darauf zog ein Klavier ins Haus ein, das schnell zum Mittelpunkt ihres Lebens wurde.
Als sie sieben Jahre war, flohen ihre Eltern mit ihr vor dem Ceausescu-Regime, zunächst nach Israel, dann nach Italien und schließlich nach Deutschland. Noch bevor das neue Heim komplett mit Möbeln ausgestattet war, stand ein kleiner, aber feiner „Bechstein“ im Raum, auf dem Carmen versuchte, ihrem Idol Arthur Rubinstein nachzueifern. Bereits im Alter von zehn Jahren wurde sie von Prof. Ulla Graf als Jungstudentin an der Musikhochschule Aachen aufgenommen. In den darauffolgenden Jahren sammelte sie zahlreiche Preise und gab Konzerte, solo und mit Orchester. Mit 18 entschied sie dann, sich nicht länger von Genregrenzen und den engen Regeln ihrer Familie einschränken zu lassen, legte ihr Studium auf Eis und spielte als Keyboarderin in verschiedenen Pop- und Rock-Bands. Erst mit Ende 20 nahm sie ihr Klavierstudium in Aachen wieder auf und schloss es mit Auszeichnung ab. Leipzig wurde zu einer weiteren wichtigen Station. Dort musizierte sie mit Solisten des Gewandhauses, des MDR-Orchesters und fand Freunde fürs Leben. 2011 führte ihr Weg sie zurück ins Rheinland. Seitdem lebt und unterrichtet sie in Köln.
Wer die Diskografie von Carmen Stefanescu betrachtet, sieht sofort, dass ihr vor allem die Musik des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert am Herzen liegt. Nach Duo-Alben mit dem Cellisten Lukas Dreyer (2005) und der Klarinettistin Pamela Coats (2017) erscheint 2021 ihr erstes Solo-Album: „Kaleidoscope“. Sie kombiniert Stücke von Bach-Busoni über Chopin und Granados bis hin zu rumänischer Folklore. Auch ihr aktuelles Album „The Voice Of Piano“ versammelt auf zwei CDs Kompositionen aus Spätromantik, Impressionismus und rumänischer Volksmusiktradition. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Klavier-Transkriptionen von Liedern; als Originalklavierstücke finden sich nur zwei Impromptus von Jean Sibelius. Eine echte Entdeckung ist dabei das zutiefst melancholische Lied „Frica“ der rumänischen Folklore-Sängerin Maria Tănase, das Carmen Stefanescu wunderbar beseelt darbietet.
Sehr ausdrucksstark ist auch ihre Interpretation von Fazıl Says „Black Earth“, das auf einer beliebten türkischen Ballade basiert. Carmen Stefanescu imitiert hier gekonnt – wie von Say gefordert – durch eine spezielle Spieltechnik die türkische Laute Saz. Sehr gut gelingt ihr auch das berühmte Brahms-Wiegenlied („Guten Abend, gut’ Nacht ...“), das sie voller Zärtlichkeit und viel Sinn für die melodische Linie interpretiert. Mit diesem Album knüpft Stefanescu gekonnt an das kantable Spiel der großen romantischen Pianisten wie dem von ihr zutiefst verehrten Arthur Rubinstein an. Und zeigt, dass man auch auf dem Flügel singen kann – wenn man nur weiß, wie."
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