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Der König als Schäfer

Stephan Schwarz-Peters

Auf seinem neuen Album „Sanssouci“ spielt Makhdoomi Konzerte für den Preußischen Hof auf der Blockflöte.

                                                                                                                                       

"Wer in Filzpantoffeln durch Schloss Sanssouci wandelt, atmet nicht nur den Hauch des Friderizianischen Zeitalters; er könnte fast meinen, dessen Namensgeber noch persönlich auf der Flöte spielen zu hören. Vor diesem Hintergrund brauchte Isaac Makhdoomi seiner Vorstellungskraft beim Besuch des Potsdamer Schlosses nur einen kleinen Stoß zu geben, um sich in das musikalische Umfeld des Preußenkönigs Friedrich II. hineinzuversetzen, der nicht nur virtuos die Traversflöte beherrschte, sondern auch selbst komponierte, die Oper liebte und mit Persönlichkeiten wie Johann Joachim Quantz, Carl Philipp Emanuel Bach und Franz Benda herausragende Instrumentalisten und Komponisten in Lohn und Brot hielt. Sie musizierten mit dem Monarchen und versorgten ihn mit einem Repertoire, das nach dem allgemeinen Verschwinden der Traversflöte noch heute von „modernen“ Flötisten in Ehren gehalten wird. Einer, der es ihnen gleichtut, ist der Schweizer Makhdoomi – nur dass er die drei ausgewählten Konzerte von Quantz, Bach und Benda, entstanden um 1750, auf seinem neuen, passend mit „Sanssouci“ betitelten Album nicht auf der Quer- sondern auf der Blockflöte spielt.„Ich bin mir sicher, dass die Blockflöte im Zeitalter des empfindsamen Stils ebenso populär geblieben wäre, wenn man damals schon die Instrumente von heute gehabt hätte“, sagt der Musiker, der die Instrumente des schweizerischen Blockflötenbauers Sebastian Meyer besonders schätzt und mehrere von ihnen auch für die im Sommer 2024 mit dem Ensemble Piccante entstandenen Aufnahmen verwendet hat: Angepasst auf den Klangraum und Charakter der einzelnen Sätze. „Es ist schade, dass das Repertoire für die Blockflöte so abrupt mit dem musikalischen Barock endet. Mit meiner Arbeit möchte ich neues hinzugewinnen, und diese Flötenkonzerte aus Sanssouci eignen sich hervorragend dafür.“ Nicht nur, dass die Interpretation auf der heutigen Blockflöte der auf der Querflöte ebenbürtig ist. „In manchen Parametern übertrifft sie diese sogar,“ sagt Makhdoomi, der sich mit der Musik der preußischen Hofkomponisten Ausdrucksmöglichkeiten erschlossen hat, über die ein Vivaldi-Konzert nicht verfügt. Allen voran in den Kadenzen, in denen er, wie einst der königliche Solist aus Sanssouci, auch persönliche Botschaften auf den Weg bringen kann.Die Übertragung der originalen Solostimme auf die Blockflötenfassung gestaltete sich in den meisten Fällen problemlos, eine grundsätzliche Anpassung erfolgte nur im Quantz-Konzert, dessen Original in G-Dur steht und hier nach A-Dur übertragen wurde. Einen besonders gesanglichen Abschluss findet das Album im Werk eines anderen prominenten Musikers am Preußischen Hof. Die Rede ist von Carl Heinrich Graun, der mit seinen Opernschöpfungen den Musikhunger des „Alten Fritz“ befriedigte. Aus seinem 1752 entstandenen „L’Orfeo“ stammt die Arie „D’ogni aura al mormorar“, die eigentlich für einen Kastraten geschrieben wurde und von Isaac Makhdoomi auf der Altblockflöte in G gespielt wird. Und man hört dabei, dass die Blockflöte in ihrer modernen Bauart nicht nur der Querflöte, sondern auch der menschlichen Stimme durchaus Konkurrenz macht."



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