10-10-10 Klassik Heute Empfehlung
"Dieser Pianist ist eine Entdeckung – und es ist selten, dass sich so etwas schon bei den ersten Tönen in solcher Klarheit offenbart: Julius Asal transportiert in seinem Spiel elementare Energien, denen es an künstlerischer Überzeugungskraft niemals fehlt. Auch und gerade, wenn er bei seinem Programm für dieses CD-Debüt in bestem Sinne „groß“ denkt. Es geht auf dieser Aufnahme um Sergej Prokofievs gesamte Ausdrucksbandbreite. Warum sich Julius Asal gerade auf dieses Sujet eingelassen hat, dafür liefert der von ihm selbst verfasste Booklet-Text überzeugende Argumente. Um nichts Geringeres als um ein maximales Spektrum zwischen Exzentrik und Klarheit und vor allem um die tiefe Emotion dahinter soll es gehen. Genug Enthsiasmus für solche Entdeckungen schwingt ins Asals Spiel auf jeden Fall mit.
Die Lust am dynamischen und klanglichen Gegensatz lebt gleich zu Anfang in den Vier Stücken für Klavier op. 4 auf. Es sind vier kompakte Werke, in denen eine tiefe Melancholie eine mitunter erschütternde Kraft freilegt. Weitere Nuancen und Ambivalenzen werden im Hauptwerk dieser Aufnahme freigelegt: Die Klavierfassung von Prokofievs Ballett Romeo und Julia offenbart zahllose Momente von lyrischer Klarheit und sinnlicher Emphase und all dies auf drängendem Energielevel. Und damit nicht genug, Julius Asal wird hier auch als Arrangeur tätig, um den Klavierzyklus noch weiter zu vervollständigen. Also zieht er gleich sechs Stücke aus Prokofievs originaler Ballettmusik heran, formt neue Klaviersätze daraus, die an Vehemenz oft noch eins draufsetzen.
Etwas nachdenklicher und introvertierter erklingen die selten zu hörenden Pensées op. 62 – ein weiteres Plus, lässt sich doch an diesen drei Charakterstücken Asals phänomenale Gabe für subtile Stimmungswechsel studieren.
Künstlerische Entscheidungen beschränken sich nicht nur auf die Interpretation. Auch eine gute Wahl beim Label für das CD-Debüt wirkt sich postiv aus. Die vorbildliche Aufnahmequalität dieses Tonträgers sorgt dafür, dass nichts von Asals spielerischen Eruptionen auf der Strecke bleibt. Mächtig steht der Flügel im Raum. Die dynamische Skala nach oben ist sensationell. Dennoch ist die ganze Detailfinesse dieses Ausnahmepianisten erfahrbar.
Asal hat seine frühen pianistischen Erfahrungen als improvisierender Autodidakt gemacht. Er studierte an der Musikhochschule in Frankfurt und an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Seit Oktober 2021 hat sich Sir András Schiff an der Kronberg Academy dem hochbegabten Pianisten angenommen, dem die internationalen Wettbewerbspreise nur so zufliegen, unter anderem beim Busoni-Wettbewerb 2017. Ebenso ist er ein leidenschaftlicher Kammermusiker, der im Jahr 2012 das Arcon-Trio gegründet hat."
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