Die argentinische Querflötistin Maria Cecilia Muñoz und die kanadische Pianistin Tiffany Butt haben im März ihre neue CD Libertad: The Will to Freedom herausgebracht. Beatrice Ballin sprach mit Maria Cecilia Muñoz über diese Einspielung.
Ihre neue CD heißt Libertad – Freiheit. Was bedeutet Freiheit für Sie als Musikerin? Und was bedeutet Freiheit für Sie als Individuum? Das ist eine interessante Frage, denn ich finde es schwierig, eine Grenze zwischen dem Musiker und dem Individuum zu ziehen. Statt von einer Trennung zwischen Musiker und Individuum zu sprechen, können wir von externen Aspekten sprechen, die hauptsächlich mit dem Kontext zusammenhängen, und von internen Aspekten, die mit den Prozessen der persönlichen Bildung und des Wachstums verbunden sind. Meiner Meinung nach müssen sowohl die äußeren als auch die inneren Aspekte vorhanden sein und sich gegenseitig ergänzen, um Freiheit im weitesten Sinne zu ermöglichen. Wenn eines dieser Elemente fehlt, können wir im kreativen Prozess eine Freiheit erreichen, die durch diese Unzulänglichkeiten mehr oder weniger stark eingeschränkt wird.
Die Idee für Ihre CD entstand während der Pandemie, als gemeinsames Musizieren und Konzertauftritte nicht möglich waren. Die Isolation inspirierte Sie dazu, sich mit Musikern und Komponisten zu befassen, die Situationen erlebten, in denen es keine Freiheit für sie gab. Das Ergebnis ihrer Recherche war überraschend positiv …
Wir stießen auf eine unglaubliche Menge wertvoller Werke, die perfekt zum Thema passten. Zum Beispiel Komponisten, die vor langer Zeit während anderer Pandemien komponiert haben, oder sogar die Melodien, mit denen man Vögeln das Singen beibringt, die wir schließlich für die neue Komposition verwendet haben. Wir fanden viel mehr Repertoire, als wir auf eine CD packen konnten, also trafen wir uns mehrmals, um alle Werke zu spielen und eine Auswahl zu treffen, bis wir die endgültige Liste hatten. Für uns war es sehr wichtig, dass die Verbindung nicht nur konzeptionell ist, sondern dass der Zuhörer die Möglichkeit hat, die CD wie ein Live-Konzert zu hören und beim Hören der Stücke eine musikalische Verbindung zu finden.
Hatte die Pandemie auch Auswirkungen auf Ihre eigene musikalische Entwicklung? Ja, es ermöglichte mir, die persönliche Begegnung in den Konzertsälen, die Kommunikation mit dem Publikum (die es in der Virtualität nicht gibt) viel stärker zu schätzen. Außerdem schufen die massiven Einschränkungen während der Pandemie und die Isolation genügend Raum für Reflexion und Forschung. Das war der Beginn eines langen Prozesses, der zu den Aufnahmen dieses Albums führte, das für mich eine große musikalische Entwicklung darstellt.
Es fällt auf, dass Sie für Ihre CD abgesehen von einer Ausnahme nur Komponistinnen ausgewählt haben, angefangen von Clara Schumann (1819 bis 1896) bis zu Sofia Gubaidulina (*1931). Ihre Recherche hat demnach ergeben, dass Frauen bis in das 20. Jahrhundert hinein größere Einschränkungen in ihrer Freiheit hinnehmen mussten als Männer? Ja, natürlich, aber nicht alle Frauen, die auf diesem Album vertreten sind, wurden als Frauen eingeschränkt; im Fall von Sofia Gubaidulina waren es vor allem politische Gründe, im Fall von Ilse Weber rassische und religiöse Gründe. Was all diese Komponistinnen wirklich verbindet, ist ihre ansonsten einschränkende Situation, nicht die Tatsache, dass sie Frauen sind.
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