"Auf ihrer letzten CD hat die in Basel lebende Harfenistin Julia Wacker ihrem Engelsinstrument auf den Spuren von Edgar Allan Poe mit unheimlichen Farben suggestiv das Gruseln beigebracht. Diesmal forscht sie nach Harfen-Klängen, welche die Komponisten des 20. Jahrhunderts ihrem Instrument zu entlocken vermochten.
Die zart perlende Klischee-Harfe gibt es hier zwar auch immer noch, besonders schön bei André Caplet. Aber bei Komponisten wie Ernst Krenek, Alfredo Casella und natürlich Benjamin Britten ist klar, dass da auf ganz verschiedene Weise nach erweiterten Ausdrucksmöglichkeiten für dieses Instrument gesucht wurde.
Hilfe und Inspiration holten sie sich von den jeweils besten Harfenvirtuosen, denen die Werke dann auch gewidmet wurden. Das hat zum CD-Titel «Widmung» geführt. Jean Cras zum Beispiel, Kapitän der französischen Marine und als Komponist Autodidakt, musste von Pierre Jamet erfahren, dass seine Impromptus zu pianistisch entworfen und auf der Harfe gar nicht spielbar seien. Er liess sich zum Glück nicht entmutigen, denn die überarbeiteten Versionen sind zauberhafte Harfenstücke geworden: harmonisch reizvoll, mit fernöstlicher Pentatonik oder mächtig aufrauschenden Glissandi, mit ständig überraschenden Einfällen bis hin zu ostinaten Rhythmen, die fast schon wie Minimal Music klingen."
Musik & Theater, Juni/Juli 2023
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