Kreative Konfrontationen - Alexandra Sostmann
- RONDO
- 21. März
- 2 Min. Lesezeit
RONDO - Gefragt- Manuel Brug im Interview mit Alexandra Sostmann
Manchmal dauert es eben. Viereinhalb Jahre hat die Pianistin an ihrem neuen Album „aus der Stille“ gearbeitet.
Sie hat es gern vielfältig. 23 Stücke von 13 Komponisten finden sich auf dem neuesten Album der Pianistin Alexandra Sostmann. „aus der Stille“ heißt es. Und was natürlich ein Gemeinplatz ist, hier wird der aus dem Nichts kommende, in das Nichts zurücktretende und zwischendurch womöglich auch verstummende Klang Ereignis. Auf zurückhaltende, intensive, geschmeidig abwechslungsreiche Art. Wandel und Übergang, durch Töne gefasst.
„Doch was so leicht anmutet, war schwere, lange Such- und Aufnahmearbeit“, erzählt die in Hamburg lebende Künstlerin. Für sie, die bei Volker Banfield und Evgeni Koroliov in Hamburg und bei Peter Katin am Royal College of Music in London studiert hat, ist solches freilich immer auch eine aufregend intensive Zeit. Viereinhalb Jahre hat es im aktuellen Fall gedauert. „Wobei der Bayerische Rundfunk ein wunderbarer, ja sogar ein wagemutiger Partner ist, ebenso wie das Label Prospero, aber genau deshalb hinterfragen wir auch im Prozess immer wieder, ob der Weg richtig ist, ob noch ein Komponist oder ein Stück hinzukommen muss, so etwa im Fall Crumb sehr spät, und dann wollte ich wegen dessen Chopin-Zitat zusätzlich ein passendes Werk von diesem finden. Wenn es dann aber gelingt und passt, dann ist es doppelt schön.“
Alexandra Sostmann ist eine passionierte Bachspielerin. Deshalb kann sie aber auch mit kurzen Formen gut klarkommen, schnell umschalten und verbinden. Ihm hat sie auch ihr neues, erstmals dieses Frühjahr im Schloss Agathenburg bei Stade stattfindendes Festival Bach & now! gewidmet, das den Bogen vom Barock ins Heute schlägt. Das gilt auch für ihr letztes Projekt, das bei Bach begann, ihm drei Klanginseln vorbehält, um immer wieder um den Thomas-Kantor zu diffundieren. Mit Komponisten wie Toshio Hosokawa und Philip Glass, George Crumb, Luciano Berio und György Kurtág. Das sind bekannte Namen, das Fragmentarische, abgehackt Kurze, minimalistisch Vieldeutige gehört zu ihrem Stil. Aber hier taucht auch der Amerikaner Jason Francesco Heath mit seinen „Color Variations“ für elektronisches Klavier auf; was das Unternehmen noch einmal technisch „beschwerte, aber auch ungemein bereicherte“, stoßseufzt Sostmann. Oder der italienisch-deutsche, in Amsterdam lebende Apollonio Maiello mit seinem poetischen „Orfeo“. Auch der berühmte Maler Lyonel Feininger hat komponiert, wie man hier hören kann.
Diese Pianistin will überraschen, sich selbst und ihr Publikum. Während sie auf ihrem letzten Album den ersten Teil von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ für sich neu aufgerollt hat, so hat sie auf dem Projekt davor eben die „Grenzgänge“ herausgefordert. Sie sucht den scharfen Kontrast – und im Idealfall die kreative Konfrontation. Und kehrt dann ebenso regelmäßig zu Bach zurück. „Und zum Glück gibt es ja sehr viele Komponisten, die sich auf Bach als Vater der Musik beziehen, so bin ich ganz schnell wieder abgelenkt und neugierig geworden.“ Umgekehrt sind solche Motti auch ein Verkaufsargument für Alexandra Sostmann: „Es lockt das Publikum. Und so hört es sich oftmals Dinge an, die es nicht für möglich gehalten hätte.“

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