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"Mit diesem Doppelalbum haben sich die beiden Musikbesessenen endgültig in die Weltspitze ihres Fachs gehievt."

  • RONDO
  • 4. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Apr.

Der Salzburger Geiger Thomas Albertus Irnberger und der deutsche Pianist Michael Korstick sind seit Jahren ein bestens eingespieltes Team, und mittlerweile auch ein weltweit gefeiertes Duo. So zählt etwa ihre Einspielung der Violinsonaten Beethovens zu den Referenzen des Katalogs. Jetzt haben die beiden Musikintellektuellen wichtige Violinsonaten der französischen Spätromantik und Moderne in einer wahren Tour de Force in Salzburg eingespielt und einen großen Bogen gezogen von der Belle Époque Gabriel Faurés bis zur frühen Nachkriegszeit Francis Poulencs, also von 1872 bis 1949.


Den Schwerpunkt der exzellent aufgenommenen ersten Hybrid-SACD (die auch auf regulären CD-Playern abspielbar ist) bilden die beiden leidenschaftlich wogenden, umfänglichen Violinsonaten von Gabriel Fauré, die sein musikalisches Schaffen zeitlich einrahmen, ergänzt durch vier kürzere Stücke gehobener Salonmusik. Ähnlich ausdrucksstark und großformatig auch die kaum bekannte Violinsonate des 22 Jahre alten, früh verstorbenen Guillaume Lekeu, die schon Wagners Einfluss zeigt und von Eugène Ysaÿe uraufgeführt wurde. Die musikalische Moderne repräsentieren dann die beiden 1927 und 1943 entstandenen Violinsonaten von Maurice Ravel und Francis Poulenc, die das Wechselspiel zwischen den beiden ungleichen Partnern neu und teilweise kämpferisch gestalten, wobei Poulencs schmerzlich aufwühlende Arbeit die Ermordung des spanischen Literaten Federico Garcia Lorca beklagt. Und dann gibt es noch die weithin unbekannten frühen Variationen des 24-jährigen Olivier Messiaen, die noch sehr impressionistisch anmuten.


In allen zwölf Werken dieses unglaublichen Kraftaktes bestechen die beiden traumwandlerisch harmonierenden Interpreten als unglaublich ausdrucksstarke Exponenten einer gemeinsamen musikalischen Botschaft, die darin besteht, den Geist, den tieferen Sinn, aber auch die emotionalen Antriebskräfte dieser Werke so präzis und so überzeugend wie nur möglich zu vermitteln, ohne jegliche Konzession. So entsteht ein wunderbarer, von emotionaler Intelligenz gesteuerter Diskurs zwischen gleichgesinnten, aber unterschiedlich ausgeprägten Charakteren: dem stets energischen, radikal werkorientierten Korstick und dem 30 Jahre jüngeren, mit überwältigender geigerischer Perfektion und Eleganz sinnlich glühenden Irnberger. Mit diesem Doppelalbum haben sich die beiden Musikbesessenen endgültig in die Weltspitze ihres Fachs gehievt. Denn jede einzelne Sonate ihrer Auswahl hat einen Preis verdient!

Von Attila Csampai





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