"Es ist allgemein bekannt, dass der Hof am Schloss Rheinsberg zu Zeiten Friedrichs des Großen als Kronprinz ein „Musenhof“ war: Ganz im Gegensatz zu seinem Vater Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“, war Friedrich den Künsten zugeneigt und selbst ein begeisterter Solist auf der Traversflöte. Sein kleines Hofensemble schmückte er mit hervorragenden Musikern wie beispielsweise Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788): Der zweitälteste Sohn von J. S. Bach galt als hervorragender Cembalist; Friedrich engagierte ihn 1738 an seine Rheinsberger Kapelle, und ab 1741 wirkte Bach als Konzertcembalist in der Hofkapelle Friedrichs II., der im Jahr zuvor seinem Vater als preußischer König nachgefolgt war. Auch andere Komponisten wie Franz Benda (1709-1786) und Johann Joachim Quantz (1697-1773) wurden im Gefolge ihrer Zugehörigkeit zu Friedrichs Musikerkreis berühmte Meister der von C. Ph. E. Bach geprägten Epoche der frühklassischen Musik.
Zu Recht sieht man in Carl Philipp Emanuel Bach den geistigen Vater der musikalischen Bewegung des „empfindsamen Stils“, der eine enge Verwandschaft mit dem literarischen „Sturm und Drang“ aufweist. Während am Berliner Hof des jungen Königs Friedrichs II. die Musik vom eher seichten, galanten musikalischen Geschmack des Monarchen bestimmt war, fanden seine Hofmusiker beim Bürgertum der Hauptstadt des aufblühenden preußischen Königreichs ein weites Feld zur Entfaltung ihrer neuartigen Kreativität: Hier konnten die innovativen Kräfte C. Ph. E. Bachs und seiner Mitstreiter zur vollen Entfaltung kommen und Berlin zu einem Zentrum der erblühenden frühklassischen Musik machen.
Isaac Makhdoomi, 1984 in Arlesheim geboren und einer indisch-schweizerischen Familie entstammend, ist Schüler von Kees Boeke und Maurice Steger – kann sich also auf einen exquisiten künstlerischen Hintergrund auf seinem Instrument berufen. Seine Übertragungen galanter Musik für Traversflöte auf sein in dieser musikalischen Epoche altmodisches und außer Gebrauch gekommenes Instrument hat nichts von Vergewaltigung an sich, er eignet sich die Melodik der progressiven Musiker, die ihre Ausbildung noch im ausgehenden Spätbarock erhalten hatten, sehr feinfühlig auf seinem Instrument an, dem der Schmelz der Traversflöte eigentlich fehlt. So atmet Makhdoomis Präsentation dieser Werke eine Anmut, die den Zuhörer gefangen nimmt: Der Künstler wildert höchst erfolgreich in einer Zukunft, in der sein Instrument eigentlich der musikalischen Vergangenheit angehörte. Gelegentlich lässt er sich dennoch zu einigen Purzelbäumen verleiten, zu denen die Blockflöte herausfordert. Das Klangbild verdient lobende Erwähnung – hervorragend bildet es die Werke in ihrer Struktur und Innerlichkeit ab."
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